(Gastbeitrag H. Sauer) Bauliches Relikt Stuhlsatzenhaus
Manche Relikte verschwinden, ehe man sich versieht. So etwa der in der Folge 13 der Dudweiler Relikte gezeigte “Kellergeist“ an dem Schaufenster eines früheren Ladenlokals am Marktplatz in Herrensohr, das inzwischen abgerissen worden ist.
Bei anderen Relikten ist bereits absehbar, dass sie verschwinden werden – so das bekannte Gasthaus und Restaurant „Stuhlsatzenhaus“ mit seinem Biergarten unter alten Bäumen zwischen Dudweiler und Scheidt. Es wird nach der bisherigen Planung dem Neubau des an dieser Stelle projektierten Helmholtz-Zentrums für Informationssicherheit weichen, falls sich nicht doch vielleicht ein innovativer Architekt findet, dem es gelingt, jedenfalls den vorderen historischen Teil des alten Gasthauses und evtl. auch den Biergarten oder die hausnahen Teile davon in das projektierte Neubauareal zu integrieren.
Den Dudweiler Relikten bleibt indes nur, an die über 100-jährige Geschichte des Ausflugslokals zu erinnern. Das noch ältere frühere Torhaus für die Wildzäune des fürstlichen Jagdterrains, auf das die erste Bebauung des Anwesens zurückgeht, datiert bereits aus dem 18. Jahrhundert.
Zwar liegt die Waldgaststätte nicht auf dem alten Dudweiler Bann. Aber auch wenn es früher zum Scheidter Bann gehörte, war es – nur ca. 500 m von der Dudweiler Banngrenze entfernt – über Jahrzehnte hinweg regelmäßig Ziel oder Endpunkt gerade auch der Sonntagsspaziergänger (noch bis in die 1960er Jahre waren das oft regelrechte Wanderungen „im Sonntagsstaat“) aus Dudweiler. Zudem ist es in der Folge der Gebiets-und Verwaltungsreform von 1974 im Stadtbezirk Dudweiler gelegen und befassen sich die Historischen Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt mit dem gesamten Saarbrücker Stadtbezirk und damit auch mit der Geschichte des Saarbrücker Stadtteiles Scheidt.
So hat Helmut Ballas, langjähriger Mitarbeiter der Dudweiler Geschichtswerkstatt aus Scheidt, u. a. die in das 18. Jahrhundert zurück gehende Geschichte von Stuhlsatzenhaus 1998 in Band 5 der Historischen Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt (S. 61 ff.) unter dem Titel „Die Waldgaststätte Stuhlsatzenhaus einst fürstliches Torhaus in der Scheidter Fröhn“ fundiert und eingehend beschrieben (mit weiteren Nachweisen). Die Anfänge des Gastwirtschaftsbetriebes wird dort für die 1860er Jahre beschrieben, die Erteilung der Konzession für eine Gartenwirtschaft auf den 27.06.1870 datiert und belegt. Seitdem bestand dort über fast 150 Jahre ein nahezu durchgängiger Gaststättenbetreib. Ein kurzer Aufriss der Geschichte von Stuhlsatzenhaus findet sich unter dem Wikipedia-Eintrag „Stuhlsatzenhaus“, der mit dem Satz eingeleitet wird: „Das Stuhlsatzenhaus war eine Traditionsgaststätte im Wald bei Saarbrücken nahe dem Universitätsgelände. Der Name erinnert an den ersten Bewohner Nikolaus Stuhlsatz (1747–1793).“
Die folgenden Postkartenfotos aus der Sammlung des Autors sollen das Haus und seine Geschichte illustrieren:
Dem 1998 von Helmut Ballas zum Abschluss des oben erwähnten Artikels geäußerten Wunsch (S. 75):
„Möge das Gasthaus im ehemals fürstlichen Torhaus in der Scheidter Fröhn auch im bald anbrechenden nächsten Jahrhundert noch viele zufriedene Gäste in seinen Mauern empfangen.“
war indes angesichts der durchaus begrüßenswerten neuesten Entwicklung nur die kurze Dauer von 20 Jahren beschieden, nachdem das Gasthaus im Jahr 2018 – wohl endgültig – geschlossen worden ist.
Hierzu sachkundige Kommentare oder ergänzende Informationen zu erhalten, ist ausdrücklich erwünscht – entweder über Dudweiler Blog oder zur E-Mail-Adresse: dudweiler977@dudweiler-geschichtswerkstatt.de
In einer kurz erläuterten Bilderfolge im Dudweiler Blog erinnert die Dudweiler Geschichtswerkstatt (DGW) an einzelne in seinen Sammlungen und im Ortsbild des Stadtbezirks Dudweiler vorhandene Objekte und versucht solche „Kleindenkmale“ und Erinnerungsstücke zu dokumentieren. Dudweiler Blog hat berichtet.
Die Dudweiler Geschichtswerkstatt ist eine Arbeitsgemeinschaft der Volkshochschule des Regionalverbandes Saarbrücken – VHS in Dudweiler, die jedermann zur Mitarbeit offen steht. Weitere Informationen und Hinweise zu den Publikationen unter: www.dudweiler-geschichtswerkstatt.de