Ein Impuls aus christlicher Sicht in Zeiten der Krise – Auch zur Auseinandersetzung mit den Mächtigen

Die Tageslosung zu Karfreitag, dem 10. April 2020 – Ein „Impülschen“ von dem Dudweiler Pfarrer Heiko Poersch:

Die ausgeloste Tageslosung zum „Leidens“Freitag, an dem wir Jesu Tod zu unser aller Heil gedenken findet sich In Psalm 112, Vers 1:

„Wohl dem, der den HERRN fürchtet, der große Freude hat an seinen Geboten!“

Der neutestamentliche Lehrtext aus dem 1. Petrusbrief, Kapitel 2, Vers 24f nimmt das Thema des Tages auf:

„Durch seine [Kreuzes-] Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.“

Eine Provokation nicht nur für antike Menschen.

Als Helden voller Mut und Manneskraft stellten sie sich die olympischen Götter vor, als Muster von Schönheit und Anmut verehrten sie die Göttinnen. Dem entsprach die gesellschaftliche Rangordnung, die sich nur unwesentlich von unserer heutigen unterschied:

Die wirtschaftlich Starken gaben den Ton an, Jugend und Schönheit standen hoch im Kurs, Wohlstand und Erfolg im Wettbewerb waren wichtiger als soziales Verhalten. Für die niederen Dienste hielt man sich Sklaven. Bettler, Kranke und Gebrechliche störten nur die Harmonie des Staatswesens. Missgestaltete Kinder wurden ausgesetzt… Jede Form von Mitleid oder Solidarität galt als schwächlich und hatte in diesem Weltbild keinen Platz.

Dagegen steht das Bild des leidenden Jesus, dessen Weg die Christenheit in diesen Wochen vor Ostern bedenkt. Barmherzig begegnete er allen Menschen, legte seinen Finger auf die Wunden der Starken, leuchtete in die dunklen Ecken, hatte Zeit für die Kranken und litt mit den Leidenden. Für die Armen und Schwachen trat er ein, kümmerte sich nicht nur um Bettler, sondern auch um Kinder, Frauen und Fremde. Seine Liebe ging so weit, dass er seinen Jüngern die Waffen verbot und wehrlos blieb, als er es mit den Mächtigen seiner Zeit zu tun bekam.

Am Ende legten sie ihn aufs Kreuz, nagelten ihn fest und schafften ihn aus dem Weg.

Wer dem christlichen Glauben nahe kommen will, muss sich diesem Jesusbild aussetzen. Ohne seinen Leidensweg bliebe das Evangelium platt und leer.

Die Botschaft von der grenzenlosen Liebe Gottes ist ohne sein Leben, seinen Tod und seine Auferweckung nicht zu haben. Sie treibt allerdings auch heute zur Auseinandersetzung mit den Mächtigen – auch den Kirchenoberen, die heute alles beim Alten lassen wollen und nicht spüren, was in unserem Lande und weltweit geändert werden muss…

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