Gestrandeter LKW in Dudweiler

(Leserbrief vom 22.06.2020) Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Robin Mayer, ich bin 25 Jahre alt, komme aus Dudweiler und bin Student an der HTW Saar. Ich bin mir nicht sicher, ob dies die richtige Anlaufstelle für diese Email ist, dennoch probiere ich, es über diesen Weg.

Ich habe ein Anliegen, was vielleicht einige Bürger in Dudweiler und Umgebung interessieren könnte, da es traurig, als auch wütend zu gleich macht.

Am Montag, den 15.06.2020 ereignete sich im Hofweg, wo wir auch wohnen, ein leichter Verkehrsunfall, wo ein tschechischer LKW-Fahrer, ein Auto durch falsche Einschätzung in der engen Straße streifte und ein Lackschaden entstand. Dies sollte der Anfang eins bizarren und nahezu menschenunwürdigen Ereignisses werden.

Der LKW-Fahrer musste, auf Grund des nicht vorhandenen Platzes und dem hohen Verkehrsaufkommen hinter sich, durch Bus und Autos, wenige Meter weiterfahren und konnte erst dort sein LKW abstellen, um den Unfall ansehen zu können. Er war beladen mit Bauwagen und benötigte sehr viel Platz zum Parken. Schon bevor der 71-jährige Mann aus seinem Führerhaus aussteigen konnte, rannte ein besorgter Bürger am LKW entlang und fing an, verbal auf den LKW-Fahrer einzuprasseln.

Beide Männer gingen die Straße herunter und kamen nach einigen Minuten wieder Richtung abgestelltem LKW zurück. Darauffolgend trafen Polizei Beamten ein, welche von einem der Unfallbeteiligend angerufen wurden. Sie redeten mit dem Unfallverursacher und wenige Minuten später, waren Sie so schnell weg, wie Sie da waren.

Der LKW stand nun voll beladen, wenige Meter unseres Hauses entfernt und alle Stunde, schaute ich aus dem Fenster, doch der LKW war immer noch da. Am nächsten Morgen, auf dem Weg zur Arbeit, sah meine Freundin den LKW-Fahrer an seinem LKW, aber wir machten uns keine Gedanken darüber. Mein Vater konnte sehen, wie vormittags dann, ein anderer LKW die Ladung des Unfallverursachers aufnahm und diese weg transportierte, doch der LKW, welcher im Verkehrsunfall verwickelt war, bekam einen neuen Anhänger und blieb, samt Fahrer zurück.

Die Tage vergingen und man sah ab und an, den 71-Jährigen an seinem LKW, doch was genau die Ursache dafür war, dass er immer noch vor Ort ist, wussten wir bis dato nicht. Da nun die Tage vergingen und es uns merkwürdig erschien, Tag und Nacht einen LKW, mitten im Wohngebiet, vor einem Altenheim, stehen zu sehen, sind wir mittwochs mittags zum LKW und kamen mit dem Mann ins Gespräch, welcher sehr wenig deutsch sprach, aber einen herzlichen, freundlichen und netten Eindruck machte.

Er schilderte uns, er sei Verursacher eines leichten Verkehrsunfalls und habe daraufhin, von der Polizei, sämtliche Papiere abgeholt bekommen, eine Weiterfahrt sei erst dann möglich, wenn er diese zurückhabe. Nun müsse er warten, bis die Polizei sich bei ihm meldet. Wir fragten den Mann, wie er die Tage verbrachte und gegessen hatte, wie er seine Toilettengänge macht, daraufhin kamen Erzählungen, welche einen wütend und traurig zu gleich machen. Der LKW-Fahrer erzählte uns, er schlafe in seinem Führerhaus, zu essen und zu trinken habe er bis dato nicht und seine Toilettengänge dürfe er, auf Grund der aktuellen Baustelle, Kreuzung Jahnstraße und Hofweg, auf dem dixi Klo, der dortigen Arbeiter verrichten. Dienstagabend habe er, im nur 2 Meter entfernten Altenheim nach Wasser gefragt, wo er vom „Pflegepersonal“ mit den netten Worten „hau ab, hier gibt es kein Wasser“ abgewiesen wurde, was man bei der letzten, oft mit heißen Tagen versehenen Woche, auch als unterlassene Hilfeleistung sehen könnte.

Wir schüttelten den Kopf und der Mann tat uns sehr leid, er führte fort, alle 2-3 Stunden den LKW laufen lassen zu müssen, wegen der Kühlung und Heizung, worauf er sich für den Lärm entschuldigte. Sprachlos gingen wir zum Haus zurück, meine Freundin fuhr in den nahen gelegenen Discounter und kaufte zu Trinken und zu Essen für den Mann, brachte es ihm und bekam Tränen der Dankbarkeit. Seine kranke Frau vermisse ihn und er wüsste nicht, wann er endlich zurück nach Tschechien fahren dürfte. Wir boten ihm an, wenn er Hilfe braucht oder irgendetwas ist unser Haus auf zu suchen. Oft ging ihm die Batterie am LKW aus, dann müsse er tagsüber die Baustellen Arbeiter fragen, um ihn zu überbrücken.

Am darauffolgenden Donnerstagabend war die Polizei am LKW, da ein anderer Nachbar nicht wusste was los war und diese rief. Makabre Worte, wie, „wenn es ihnen schlecht geht, rufen Sie die 112“, oder „gehen Sie in eine Apotheke, wenn es ihnen nicht gut geht, hier sind ja etliche“, ließ von uns vom Glauben abfallen. Er durfte immer noch nicht weiterfahren. Wenige Minuten später, waren die Beamten weg und der Mann war wie auch beim ersten Mal, einfach zurückgelassen worden, ohne nur einmal etwa darüber nach zu denken, wie es für den Fahrer weiter geht.

Nach verfassen dieser E-Mail steht er immer noch da, es hat sich nichts geändert… Heute morgen habe ich mit ihm geredet und er meinte um 18 Uhr heute Abend, würde sich die Polizei melden, für genauere Informationen.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit und das Lesen meiner E-Mail.

Mit freundlichen Grüßen
Robin Mayer


Wir haben bei der Polizeiinspektion Sulzbach um eine Stellungnahme gebeten, diese wurde uns wie folgt zugestellt:

Gerne nimmt die Polizeiinspektion Sulzbach Stellung.

Tatsächlich hatte der Fahrer des Lkw in Dudweiler eine Unfallflucht mit hohem Fremdschaden verursacht.

Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurde sein Führerschein beschlagnahmt. Er darf zurzeit in Deutschland kein Kraftfahrzeug mehr führen.

Die Spedition des Lkw-Fahrer wurde noch am gleichen Tage fernmündlich in Kenntnis gesetzt. Die Umstände wurde dort vorgetragen.

Es wurde zugesagt, sofort einen Ersatzfahrer nach hier zu schicken um den Lkw und den Mitarbeiter abzuholen.

Weiter verfügt der Fahrer des Lkw über eigene Barmittel und steht selbst in telefonischem Kontakt mit seiner Spedition.

Warum der Lkw mit dem Fahrer noch nicht abgeholt wurde, ist zurzeit nicht bekannt.

Der Fahrer wurde also nicht sich selbst überlassen. Es wurde sich gekümmert.

Man muss dem Fahrer des Lkw aber auch eine gewisse Eigenverantwortung zugestehen.

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