(Eigener Bericht mit Kommentar) Ein neuer „Urwald“ vor der Stadt?
Seit über 70 Jahren immer mal wieder am Brennenden Berg ist der Gang durch die Klamm ein Stück Heimat. Spätestens mit dem Besuch des jungen Goethe als Straßburger Student im Jahr 1770, mithin vor jetzt fast 255 Jahren, und seit dessen späteren autobiographischen Bericht eines berühmten „Dichterfürsten“, begann die touristische Nutzung und auch Vermarktung des Brennenden Berges bei Dudweiler als sehenswertem Ausflugsziel. So wird es auch im Internet etwa auf der Homepage der Landeshauptstadt Saarbrücken (Aufruf am 18.08.2024) unter https://tourismus.saarbruecken.de/erleben/wandern/themenwege/brennender_berg beworben:
„Am Brennenden Berg erwartet Sie ein eindrucksvolles Naturschauspiel: seit Mitte des 17. Jh. schwelt ein in Brand geratenes Kohleflöz im Inneren des Berges. … Die Naturdenkmalstelle auf dem Brennenden Berg, zahlreiche kultur- und industriegeschichtliche Stätten sowie Informationspunkte zu den Themen Wald und Wasser laden dazu ein, ein besonderes Stück Saarland kennen zu lernen.“
Auch andere touristische Internetseiten und Touristik-Broschüren preisen die Sehenswürdigkeit in gleicher Weise.
Um so ernüchternder ist es, wie sich der Anblick des Ausflugszieles und der Weg dorthin einem heute darstellen. Zwar kann nicht bestritten werden, dass der Berg als amtlich bestätigtes (vgl. nur in Wikipedia die „Liste der Naturdenkmale in Saarbrücken“ mit Fotos vom Brennenden Berg und weiteren Nachweisen – Aufruf: 22.08.2024) Naturdenkmal nach § 28 Bundesnaturschutzgesetz (www.gesetze-im-internet.de/bnatschg_2009/__28.html)
– dessen Absatz 1: Naturdenkmäler sind rechtsverbindlich festgesetzte Einzelschöpfungen der Natur oder entsprechende Flächen bis zu fünf Hektar, deren besonderer Schutz erforderlich ist
1. aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder
2. wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit. –
viel wuchernde Natur bietet und regelrecht zum Waldbaden einlädt. Die versprochene touristische Sehenswürdigkeit bietet indes inzwischen einen eher bejammernswerten Eindruck.
Das beginnt schon mit der Eingangstafel hinter den Tennisplätzen in Dudweiler, die sichtlich in die Jahre gekommen, indes noch einigermaßen lesbar ist.
Auf dem Weg den Berg hinauf, den allem Dafürhalten nach auch schon Goethe genommen haben dürfte, kommt man an den aufgelassenen oberen Tennisplätzen entlang, die so langsam von der Natur zurückerobert werden.
In Höhe des Zugangs zum alten Steinbruch, der zu Goethes Zeiten allerdings noch nicht bestanden hat, beginnt dann weitgehend ungezähmt der Wald. Allein die Thementafel der Dudweiler Schleife des Karl-May-Weges entpuppt sich als informativer kultureller Lichtblick, auch wenn der dortige QR-Code eigentlich nur zur allgemeinen Homepage der Stadt Sulzbach führt, aber entgegen der vielleicht zu naiven Erwartung des Besuchers weiterführende Infos zum Themenweg oder auch zum Naturdenkmal vermissen lässt.
Die frühere Infotafel zum Steinbruch weiter oberhalb ist ersichtlich entfernt worden. Hier stehen nur noch die beiden Haltepfosten. Der Steinbruch mit dem früher möglichen Blick auf die geologische Formation des Bergmassivs selbst ist dann nicht weiter zugänglich und durch offenbar schon länger umgestürzte Bäume verstellt. Hier entwickelt sich so langsam ein kleiner Urwald.
Dichter Waldbewuchs begleitet dann auf dem Pfad den Berg hinauf zum Blick durch das Guckloch auf den „Dudweiler Elefanten“
und führt weiter zur ersten der beiden Panoramabänke,
leider ohne Panorama, weil die frühere Sichtachse Richtung Dudweiler zugewachsen ist. Hier ein Vergleichsfoto von früher von derselben Stelle:
Nicht viel anders stellt sich die Situation der zweiten Panoramabank weiter oben auf der historischen Halde vor dem Zugang zur Schlucht des eigentlichen Brennenden Berges dar.
Der Weg durch die Klamm wird immer mehr zum engen Pfad zwischen zunehmendem Gebüsch in den Hanglagen, entwickelt dadurch aber seinen eigenen Reiz – hier kann pure Waldnatur genossen werden und erhält der Durchgang ein wenig das geheimnisvolle Flair, „Auf fremden Pfaden“ zu sein.
Das bis dahin noch anheimelnde Pädsche verliert dann aber, wenn man zur verbliebenen Felsformation im Osten der Schlucht gelangt. Die ist nämlich zur Zeit weitgehend überwuchert und zumeist von Brombeer- und Brennesselgestrüpp verdeckt.
Selbst die an den Goethebesuch erinnernde Tafel ist nicht mehr gut zu erkennen. Auch wenn die Vegetation im Sommer naturgemäß stärker ist, stellt sich die Felsformation mittlerweile als zugewuchert dar.
Die beiden Infotafeln – eine leider mit Schmierereien verunstaltet – werden nicht gepflegt, der Rastplatz ist ebenfalls ziemlich unansehnlich, das Mobiliar teilweise beschädigt.
Für den Autor, der dort über lange Jahre bessere Zeiten gesehen hat, stellt sich die heutige Situation nur noch als jämmerlich dar. Der fremde Besucher wird sich, wenn nicht angesichts des eingangs zitierten touristischen Versprechens verärgert, so doch zumindest enttäuscht oder auch nur gelangweilt abwenden.
Schaut man sich dann auf dem Rückweg noch die „Goethe-Hütte“, deren Namensschild inzwischen verschwunden ist, an,
verstärkt sich insgesamt der Eindruck, als befinde sich eines als regionalem Highlight touristisch angepriesenes Natur- und Kulturdenkmal – u. a. Station der „Barockstraße“ – in einer Art Dornröschenschlaf.
Angesichts dieses Befundes stellt sich die Frage, wie vor allem mit der wohl klimabedingt extrem wuchernden Natur am und um das Naturdenkmal umgegangen werden sollte. Vielleicht könnte der bestehende Zweckverband Brennender Berg spätestens in der kommenden vegetationsarmen Winterzeit hier Abhilfe schaffen und damit die Seltenheit, Eigenart und Schönheit (vgl. o.) dieses aus landeskundlichen Gründen geschützten Landschaftsteiles nachhaltig fördern.
Fotos: DudBlog/HS