DGW erinnert: 31.07.1944 – Amerikanischer Bomber stürzt auf ein Dudweiler Kriegerdenkmal

(Gastbeitrag) Vor jetzt 80 Jahren in Dudweiler – Ein Splitter des Propellers des Bombers als Relikt in Dudweiler erhalten (Foto im Text)

Drei große amerikanische Bomberverbände überfliegen an jenem Montag, von England aus um die Mittagszeit den Südwesten mit den Zielen Ludwigshafen und München. In der dritten, südlich fliegenden Welle an Bombern vom Typ B 24 trifft die deutsche Flakabwehr eines der Flugzeuge, so stark, dass es durch die Formation trudelt und die B 24 des Piloten Bishop rammt mit der Folge, dass dessen Flugzeug, aus Nordosten kommend, an der westlichen Flanke des Brennenden Bergs entlang über Dudweiler abstürzt.

Eine ausführliche Darstellung des Ereignisses und seiner Folgen findet sich bei Klaus Zimmer, Die Liberator des amerikanischen Piloten Wallace Bishop: Abgestürzt am 31. Juli 1944 im Alten Park in Dudweiler, 1999, www.flugzeugabstuerze-saarland.de/html/saarbrucken.html, Dessen Recherchen, zu denen er Informationen von Hermann Schon und Friedrich Meier als Zeitzeugen erhalten hat, liegen dem vorliegenden Artikel zugrunde, soweit hier keine weiteren Quellen angegeben sind.

Bei dem im Hanggelände hinter der Christuskirche abgestürzten Flugzeug handelte es sich nicht um eine noch schwerere B 17 (Fliegende Festung), wie das von Rudolf Saam in seinem Buch „Zur 100. Wiederkehr der Einweihung der Christuskirche“, 1982, Seite 84, erwähnt wird. Die viermotorige B 24 (von der britischen Royal Airforce auch „Liberator“ genannt) hatte eine Länge von 22,50 m, eine Höhe von knapp 5,50 m und eine Flügelspannweite von gut 33 m konnte eine Bombenlast von bis zu 5450 kg tragen. Die Bauweise der Flügel gab dem Flugzeug „zusammen mit dem großen Treibstoffvorrat eine größere Reichweite, als sie jedes andere Landflugzeug jener Tage“ hatte (Vgl. https://luftfahrtlexikon.com/consolidated-b-24-liberator-schwerer-bomber-der-usa-im-zweiten-weltkrieg/).

Die Hauptabsturzstelle der noch im Flug auseinanderbrechenden Maschine befand sich im Bereich zwischen Stadtpark, der katholischen Kirche Maria Himmelfahrt (St. Marien Dudweiler) und der Christuskirche. Durch die Kollision mit dem anderen Flugzeug wurde die Kanzel mit Pilot und Copilot, dem Navigator, dem Flugingenieur und dem Funker stark beschädigt oder sogar zertrümmert. Nur drei der vier Bordschützen überlebten den Absturz mit dem Fallschirm.

Der größte Teil des Flugzeuges, vor allem der Rumpf mit einem Großteil der Bombenladung, traf den Bereich des Kriegerdenkmals für den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 in der Parkanlage, die nach Aufgabe des dortigen alten Friedhofs im Hang unterhalb dieses Denkmals von der Gemeinde Dudweiler angelegt worden war. An der Absturzstelle im Hanggelände zwischen dem heutigen Oberlinhaus (Klosterstraße 34a) und dem Parkplatz nördlich der katholischen Kirche, begrenzt durch die alte Friedhofsmauer, befindet sich heute die Garagenanlage neben dem Spielplatz der Evangelischen Kita Oberlinhaus.

16 aus dem Flugzeug herausgeschleuderte Bomben mit einem Gewicht von jeweils 5 Zentnern werden in der Umgebung der Absturzstelle, u. a. vor den Häusern in der unteren St. Ingberter Straße, gefunden. Sie sollen z. T. auch in der Aufschlagphase den Hang zur Winterbach hinuntergerollt sein, explodierten indes nicht. (Notizen in Nachlass Walter Dietrich, Dudweiler, in der Sammlung der DGW). Erst kurze Zeit nach dem Aufprall kommt es zu einer Folge extrem schwerer Explosionen des im Flugzeugrumpf befindlichen Treibstoffs und der verbliebenen Bomben. Dabei handelte es sich vermutlich überwiegend um Brandbomben. Sprengbomben müssten einen deutlich großen Krater hinterlassen haben. Jedenfalls zwei Berichte der Freiwilligen Feuerwehr Dudweiler berichten für diesen Tag jeweils um 13:00 Uhr über Löscharbeiten in der St. Ingberter Straße 10 und der Klosterstraße 32 (ausgebrannte Schreinerei) wegen Bränden aufgrund „Feindeinwirkung“ (Kopien aus Nachlass Walter Dietrich a. a. O.). Das alte Kriegerdenkmal wurde vollständig zerstört.

Gottfried Schabert und Rudolf Saam schildern die weiteren Auswirkungen in Dudweiler Akzente – Zeichnungen und Betrachtungen, 1984, S. 40: „Die Häuser vom Eckbrunnen an bis zum (Anm.: früheren) Stadtcafé in der Saarbrücker Straße werden ausnahmslos abgedeckt, durch die außerordentliche Lufterschütterung werden an der Christuskirche alle Fenster zerstört, am Dach und an der Turmgalerie entstehen schwere Beschädigungen.“ Vergleichbare erhebliche Schäden weisen die katholische Kirche St. Marien und die Häuser in der unteren St. Ingberter Straße und der Kirchenstraße auf. Bis in die Sudstraße gingen die Fensterscheiben zu Bruch. Daraus resultierende Verletzungen von Personen blieben dabei die Ausnahme (Ein Fall aus der Sudstraße 2 ist bislang überliefert.), weil sich die Bevölkerung wegen des herrschenden Fliegeralarms fast vollständig in den Luftschutzbunkern aufhalten konnte.

Eine der Folgen der Explosion ist an dem Turm der Christuskirche auch heute noch sichtbar. Nachdem der Turmhelm in leichte Schieflage geraten war, musste er bei der ersten Reparatur im Jahr 1947 wieder eingelotet werden, wobei eine leichte Verschiebung auch heute noch mit bloßem Auge zu erahnen ist. Die dem Explosionszentrum zugewandte südöstliche Kreuzblume über der Brüstung der Turmgalerie war ebenfalls zerstört worden. Ursprünglich war bei der späteren Grundsanierung des Turmes vorgesehen gewesen, den Eckpfeiler ohne die Kreuzblume als Krönung zur Erinnerung an das Ereignis und zur Mahnung zu belassen. Schließlich hat sich das Presbyterium angesichts eines äußerst günstigen Reparaturangebots einer Steinmetzfirma doch entschlossen, den Bauteil wieder zu vervollständigen (Mündliche Mitteilung von Günther Kliebenstein, 2024).

Ein echtes Relikt des Absturzes, nämlich ein kleines Stück eines Propellers des Bombers, befindet sich heute noch in Händen von Helmut und Ortrud Regitz aus Dudweiler (Der Autor dankt dem Ehepaar Regitz für Info und Fotos sowie Günther Kliebenstein für deren Übermittlung sehr herzlich.). Dazu berichtn sie: „Der Propeller schlug zwischen Haus Schachtstraße 2 und Haus Neuweiler Straße 31 (Gasthaus Zum Bubbesberg/Mennes) auf. Dabei zersplitterte er und ein Splitter durchschlug einen eisernen Pfosten der Wäscheleine.“ Hier die Fotos der beiden heute noch vorhandenen Relikte der B 24 und ihres Absturzes:

Führte der Absturz für die Dudweiler Bürger überwiegend zu (wenn auch ganz erheblichen) Sachschäden, so kamen von der neunköpfigen Besatzung des amerikanischen Kriegsbombers nur drei Soldaten, jeweils Bordschützen, mit dem Leben davon. Die Einzelheiten hierzu sind in dem o. a. Artikel von Klaus Zimmer ausführlich dargestellt. Danach sind zwei der überlebenden Flieger mit dem Fallschirm im Teich des Stadtparks gelandet, ein weiterer landete im Bereich Winterbachsroth.

Nicht unterschlagen werden darf, dass die drei überlebenden amerikanischen Flieger nach ihrer Festnahme und erneut vor der Überstellung an die Wehrmacht von Deutschen, im Polizeigewahrsam und von Dudweiler Bürgern, misshandelt worden sind. So habe man nach den o. a. Ausführungen von Zimmer zwei der „Flieger zur Dudweiler Polizeistation geführt, wo sich eine wütende Menge versammelt hatte“. Bereits dort kam es zu ersten Körperverletzungen. Tatort war demnach der Rathaushof, weil sich die Gewahrsamszellen der Dudweiler Polizei zu jener Zeit im Erdgeschoss des vor nicht allzu langer Zeit abgerissenen Hausmeisterhaus befunden hatten. Das blieb indes für die Täter nicht ohne Folgen. Zeitnah nach der Besetzung Dudweilers durch die US-Army wurden diese fünf Straftäter ermittelt. Sie mussten sich 1947 einem Prozess stellen und wurden – bei einem Freispruch – im Rahmen der „Dachau Trials“ zu Haftstrafen verurteilt (vgl. auch dazu ausführlich den o. a. Artikel von Zimmer).

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