Landeshauptstadt plant weitere 25 Stolpersteine für Opfer und Gegner des Nationalsozialismus

(Pressemitteilung)Die Landeshauptstadt plant, insgesamt 25 neue Stolpersteine in den vier Stadtbezirken zu verlegen. Sie erinnern als Gedenksteine im Boden an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.

Stolpersteine für weitere Personengruppen in zusätzlichen Stadtteilen

Die neuen Stolpersteine sind in Dudweiler, Jägersfreude, Bischmisheim, Ensheim, Malstatt und Burbach geplant, um Stadtteile stärker zu berücksichtigen, die bisher wenige Möglichkeiten des Gedenkens bieten. Auch eine Erweiterung der bedachten Opfergruppen ist vorgesehen. Neben jüdischen Opfern, Sinti und Roma, Euthanasieopfern sowie Homosexuellen sollen die neuen Gedenksteine auch an die Ausrottung ganzer Familien, an ältere Frauen und Männer sowie Kinder als Holocaustopfer erinnern. Zudem sollen neben kommunistischen, gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen auch christliche Widerständler Berücksichtigung bei den Stolpersteinen finden.

Anstoß aus der Stadtgesellschaft

Den Anstoß für die weiteren Verlegungen gab ein Neffe von Mathilde Tausend aus Bischmisheim, die aufgrund ihrer psychischen Erkrankung im Holocaust ermordet wurde. Ihr Neffe trug seinen Wunsch nach einem Stolperstein für seine Tante 2020 an den Oberbürgermeister heran. Diesen Wunsch nahm die Stadtverwaltung zum Anlass, auch neue Stolpersteine für weitere Personen zu bedenken.

Oberbürgermeister Uwe Conradt: „Stolpersteine tragen zu einer lebendigen Erinnerungskultur in der Stadt bei. Sie machen die Opfer des Nationalsozialismus in unseren Straßen wahrnehmbar und verhindern so, dass wir vergessen, welches Unrecht ehemaligen Bürgerinnen und Bürgern Saarbrückens widerfahren ist. Durch die weiteren berücksichtigten Personengruppen und Stadtteile möchten wir ein möglichst umfassendes Erinnern an die Opfer und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus ermöglichen. Ich freue mich über die Anregung aus der Stadtgesellschaft zu den neuen Steinen, denn es ist unser aller Aufgabe, gegen das Vergessen einzustehen.“

Wie ursprünglich für das Projekt der Stolpersteine vorgesehen strebt die Stadtverwaltung an, Paten zu finden, die sich an den Kosten beteiligen. Dies können zum Beispiel Privatpersonen oder Vereine sein.

Die Pläne zu den neuen Gedenksteinen wurden im vergangenen Jahr in den Sitzungen der Bezirksräte vorgestellt. Der Stadtrat wird in seiner Sitzung am 8. Februar über die Umsetzung des Vorhabens entscheiden.

Nach Zustimmung des Stadtrates werden die Namen und weitere Informationen der Personen, an die die Stolpersteine erinnern sollen, auf der Seite www.saarbruecken.de/stolpersteine veröffentlicht.

Hintergrund

Der Künstler Gunter Demnig begann 1992 mit der Verlegung von Stolpersteinen, was seit 2005 ein patentiertes Projekt ist. Die abgerundeten, quadratischen Messingtafeln sind mit eingravierten Lettern versehen und auf einem Betonwürfel angebracht. In den meisten Fällen werden sie vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der Personen, an die sie erinnern, auf ebener Höhe in den Gehweg eingelegt. Stolpersteine sind in Deutschland und in 25 weiteren Ländern Europas zu finden. Sie werden als größtes dezentrales Mahnmal der Welt angesehen.

In Saarbrücken sind bisher 38 Stolpersteine zu finden. Im Jahr 2010 wurden die ersten 28 Stolpersteine für jüdische Opfer verlegt. Es folgten weitere Verlegungen in den Jahren 2011 und 2012 für Opfer des politischen Widerstandes. Die bisher letzten Stolpersteine haben 2019 vorwiegend im Gedenken an Saarbrücker Euthanasieopfer ihren Platz in der Stadt gefunden.

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