Karnevalsverein Blau-Weiß Friedrichsthal e.V.: Eine Institution in Friedrichsthal seit 1959

Der bis heute älteste und traditionsreichste Karnevalsverein Blau-Weiß in Friedrichsthal agiert seit dem Jahre 1959 und ist aus dem Sulzbachtal nicht mehr weg zu denken. Ein ursprünglicher Schützenverein wandelte sich zum großartigen Vertreter der närrischen Zeit…

Der Leitspruch der blau-weißen Karnevalisten “Mir sin äns” ist mehr als nur eine Floskel, der KV Blau-Weiß Friedrichsthal vereint im wahrsten Sinne des Wortes Familiensinn, Leidenschaft, Zusammenhalt und traditionsreiche Vereinsgeschichte. 1959 “im Ostschacht” Friedrichsthal (ehemals Schachtanlage „Maybach-Ost“, Friedrichsthal-Bildstock) gegründet, ist der KVBW der älteste Karnevalsverein der Stadt Friedrichsthal und blickt auf eine beeindruckende Erfolgshistorie zurück.

Und so fing alles an-ein Überblick

1956, mit der Eröffnung des Gasthauses „Zum Wiesenmatz“ am Kirmessamstag, wurde der Schützenverein „Edelweiß“ ins Leben gerufen. Die Gründungsmitglieder waren Peter Engbarth Günter Schirra, Harry Lauer, Rolf Blum, Steffen Schorr, Herbert Junk, Harald Pontius, Emil Volk, Gerhard Schorr, Manfred Lambert, Johann Trockur Albert Lambert, Robert Leiendecker, Albert Luchs Matthias Wiesen, Fritz Dillinger, Karl-Heinz Ronde und Heinz Rohe. Letzterer wurde auch zum Vorsitzenden gewählt. Als einziger Verein des durch die Bahnlinie vom Ortszentrum abgeteilten Ostschachts, wurde dieser aus allen Bevölkerungskreisen unterstützt.

Im Jahre 1958, inzwischen fungierte Paul Diersch als 1. Vorsitzender, veranstaltete der Verein den ersten Rosenmontagszug in der Gemeinde. Der mit recht primitiven Mitteln ausgestattete Umzug führte vom „Wiesenmatz“ zur „Kieskaul“. Damals gab es wohl keine Familie, die sich nicht beteiligte. Der damalige Schützenverein „Edelweiß“ nahm ebenfalls federführend an der Veranstaltung teil. Dieser erste Umzug bereitete den zahlreichen Zuschauern so viel Freude, dass dies ein Ansporn war, diese Rosenmontagszüge (bis heute) fortzuführen.

1959 wurde dann eine Abteilung Karnevalsgesellschaft innerhalb des Schützenvereins „Edelweiß“ ins Leben gerufen, der KVBW.

Genannter Umzug entwickelte sich immer weiter, sodass 1961 ein Umzug mit 47 (!) Wagen stattfand, dazu noch zahlreiche Fußgruppen. Mit Kappensitzungen trat der noch junge, aber ambitionierte weiter in die Öffentlichkeit und feierte im katholischen Vereinshaus, seine größten Erfolge. Über die Grenzen der Gemeinde hinaus, wurden Kappensitzungen mit anderen Karnevalsgesellschaften inklusive großem Erfolg durchgeführt.

Erster Elferratspräsident war Ferdinand Hans, der dieses Amt von 1959–1972 inne hatte. Bei einem Namenswettbewerb in den 1960ern wurde der Name „Blau-Weiß“ nach einer Idee von Horst Frühauf erweitert in “Karnevalsverein Blau-Weiß. Mir seen noch do..!”

Gut in Erinnerung sind auch die Auftritte der „Doolesänger“ (Renate Donner, Heinz Donner sowie Kurt Haag) und die von Heinz Geimer als „blau- weißer“ Lyoner–Lied-Sänger. Heinz Geimer, heutiger Ehrenpräsident fungierte von 1972–1985 als Elferratspräsident. Zwischenzeitlich war er auch als 2.Vorsitzender aktiv. In der Bütt präsentierte er sich als Kellner, Masseur usw.. Und: Schon damals gab es das Männerbalett die „Charly-Girls“.

Nennenswert ist auch das erste Prinzenpaar, bestehend aus Norbert Anschütz und Elke Neis.

1968 wurde der KVBW schließlich ein eingetragener Verein. Die erste Satzung wurde am 5. Mai 1968 errichtet und beim Amtsgericht in Sulzbach unter der Nr.134 eingetragen.

1969 wirkte der Verein bei den Feierlichkeiten anlässlich der Verleihung der Stadtrechte in Friedrichsthal mit.

Foto: Verein

Der Verein wuchs und entwickelte sich immer weiter

Seit 1970 gehört er dem Verband Saarländischer Karnevalsvereine und somit auch dem Bund Deutscher Karnevalsvereine an. Auch Veranstaltungen wie z.B. Schlachtfeste, Wanderungen und Jahresfahrten wurden gemeinsam durchgeführt.

1981 wurde das Jubiläum, 2 x 11-jähriges gefeiert. Egon Hau wurde neuer Vorsitzender des Vereins. Unter seiner Führung gab es viele Veränderungen und auch neue Veranstaltungen. Neue Namen tauchten in der Verantwortung und Organisation auf. Zu den „Alteingesessenen“ wie Werner und Horst Schorr, Heinz Geimer und Heinz Donner, kamen Günter Fertikowski, Helmut Bender, Werner Simon, Dieter Haßelof, Erich Kilian, Ingrid Schorr, Lore Fertikowski und Hildegard Simon dazu. Auch viel „Nachwuchs“ wie Dieter Donner, Heinz Kilian, Wolfgang Thomas, Werner Müller, Harald Becker, Joachim Portier, Wolfgang Schuck, Ralf Lambert und einige mehr.

„Am Ostschacht ging die Sonne auf“– so war überall zu lesen und zu hören, nachdem im Juli 1981 erstmals das heute Tradition gewordene Ostschachtfest durchgeführt wurde. Die Hauptattraktion war damals der „Hammel am Spieß“, der zum Verzehr angeboten wurde.  

Durch den Erfolg im Vorjahr fand 1982 im vollbesetzten Vereinshaus abermals eine Gala-Kappensitzung statt. Man mußte allerdings auf viele befreundete Vereine zurückgreifen wie z.B. die Roten Funken aus Freisen, die Hoferkopfsänger, die Pänz aus Neuweiler oder die Sulzbacher Giraffen. Ria Rollinger sowie Elisabeth Hautz begeisterten als Frau Stuwwelisch und Frau Babbisch. Im Jahre 1982 wurde Horst Dillinger und 1983 Karl Scherne in den Stand der „blau-weißen“ Ritter erhoben.

Nun mussten „blau-weiß“ immer weniger auf die “Auswärtigen zurückgreifen”. Eine neue Garde wurde gegründet, außerdem gliederten sich die Roten Funken aus Freisen mit ihrer Trainerin Rita Ehrlich den Ostschächtern an und sind seit 1983 das „blau-weiße“ Tanzballett. Der Mitgliederzuwachs stieg innerhalb von zwei Jahren auf 85 rapide an.

Beim ersten Friedrichsthaler Stadtfest im Jahre 1983 bereitete der Verein einen ganzen Ochsen am Spieß zu. Auch an den nun folgenden Weihnachtsmärkten beteiligte sich der Karnevalsverein aktiv.

Am 9. Juli 1988 wurde erstmals die Vereinszeitung „blau-weiss“ Echo herausgegeben.

Im Oktober 1989 fand ein Bockbier- und Lyonerfest beim „Wiesenmatz“ statt. Das Gasthaus „Zum Wiesenmatz“ war schon von jeher das Vereinslokal. Der erste Besitzer und Wirt hieß Matthias Wiesen und war überall als „Matz“ bekannt. So entstand der Name der Gaststätte, der bis heute geblieben ist.

1990 wurde die Friedrichsthaler Kerb offiziell eröffnet. Zusammen mit dem Bürgermeister Werner Cornelius und der NKV eröffnete der KVBW am Kirmessamstag mit einem Faßbier-Anstich am Marktplatz die „Kerb“. Im Januar 1991 kam eine Musik-Kassette auf den Markt, die von Friedrichsthaler Musik- und Gesangsvereinen produziert wurde. Auf dieser Kasette sind auch die „Doolesänger“ vertreten.

1993 spielten am Stadtfest erstmals das bekannte „Duo Romantika“.

Die Schautanzgruppe fing 1994 an mit Männern zu tanzen und erreichte mit „die Schöne und das Biest“ den Durchbruch. Seitdem hat die Gruppe eine konstante Leistung.

In der Session 1994/95 wurde erstmals am Fastnachtsonntag im Gasthaus „Wiesenmatz“ ein Kindermaskenball, der von KVBW und den damaligen Wirten Birgit und Ronny Kastler, durchgeführt wurde.

Bei den Vorstandswahlen im April 1996 wurde fast der gesamte Vorstand neu gewählt. Als 1. Vorsitzender wurde Harald Groß und als 2. Vorsitzende Heike Klein gewählt. Für Carsten Bach, der sein Amt zur Verfügung stellte, wurde Joachim Schmidt neuer Elferratspräsident.

Zum ersten mal wurde für die Kappensitzung am 31.01.1998 ein Begleitheft erstellt und ausschließlich durch Werbung finanziert. Als „Die Zwei vom Ostschacht“ standen Rüdiger Cloß und Berthold Hirth in der Bütt.

Für die Kappensitzung 1999 hatte „blau-weiß“ erstmals wieder ein Mini-Funkenpaar mit Nina Klein und Torsten Schmidt. Auch Andreas Six stand als „ Karlsbergbub“ erstmals in der Bütt. In diesem Jahr fand auch die letzte Herrensitzung  im „Wiesenmatz“ statt. Erstmals Erstürmung der Volksbankfiliale Ostschacht. Bei der Sessionseröffnung 1999/2000 konnte die Karnevalsgesellschaft wieder ein Prinzenpaar vorstellen: Rudi I. und Heike I..

Zur Session 2001/2002 präsentierte sich der Nachwuchs, Sabrina Schmidt und Tatjana Septimus in der Bütt. Zum ersten Mal wurde mit den „Kneisjer“ und den „blau-weißen“ gemeinsam eine Kinderkappensitzung im Vereinshaus Bildstock durchgeführt. 

Um ihren Nachwuchs brauchten sich der Verein keine Sorgen zu machen. Mit seinen damaligen neuen Trainerinnen Sissy Dietzel, Sabrina Klein, Manuela Marzlin und den „alten Hasen“ Melanie Pohl, Heike Klein wurden viele karnevalistische Impulse gesetzt.

In der Session 2003 feierte man 4×11 gebührend mit dem Prinzenpaar Patrik I. und Tanja I. den Abschluss mit einer Zeltveranstaltung auf dem Marktplatz Friedrichsthal. In den nächsten Jahren entstanden neue Gruppen: So kam der Ostschachtexpress, als Ergänzung zu den Doole-Sänger und die Blau-Weiße Deiwel für die Jugend mit ihren Gesangseinlagen zum Zuge.

Im Jahre 2006 wurden die Ostschachthexen gegründet. Sie ziehen am Fetten Donnerstag, mit ihren prunkvollen Kostümen los, um die Geschäftsleute und die Wirte der Stadt Friedrichsthal zu verhaften und um brave Leute zur Narrerei zu bewegen.

Im Jahre 2008 wurde in der Mitgliederversammlung  ein neuer Vorstand gewählt. Sowohl Harald Groß (1. Vorsitzender) als aus Joachim Schmidt (Elferratspräsident) standen nicht weiter zur Wahl. Als 1. Vorsitzende wurde die bisherige Vize-Vorsitzende Heike Klein und als neuer Elferratspräsident Andreas Six gewählt. 2. Vorsitzende war Melanie Pohl und der Vize-Elferratspräsident blieb Rudi Klein. In der selbigen Mitgliederversammlung wurde Harald Groß zum Ehrernvorsitzenden und Joachim Schmidt zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Zum Jubiläum 5×11, der Session 2013/2014 bildeten Prinz Erik I. und Prinzessin Tatjana I. das Prinzenpaar.

Foto: Verein

Heute ist die Traditionsunion unter der Leitung von Heike Klein (1. Vorsitzende) und Tatjana Septimus (2. Vorsitzende). Jedes Jahr zur närrischen Zeit werden ideenvielfältige Kinderkappensitzungen sowie die mittlerweile berühmt-berüchtigten Galakappensitzungen organisiert und mit Liebe zum Detail durchgeführt. Sie bilden die Highlights in der Faasendsession.

Der öffentliche Höhepunkt ist immer noch der Fastnachtsumzug Friedrichsthal, der von dem FAB (Friedrichsthaler Ausschuss für Brauchtumspflege), veranstaltet wird. Aber nicht nur auf diesem Event ist der Verein vertreten. Zu einem Ritual und Markenzeichen des KVBW gehört es, jedes Jahr die zahlreichen, befreundeten Karnevalsgesellschaften zu besuchen; sowohl bei Kappensitzungen und Umzügen, als auch bei anderen Formaten rund um die närrische Zeit: So laufen die blau-weißen Faasenachtsbegeisterten jedes Jahr bei den Umzügen in Neunkirchen und Dudweiler und bringen sich aktiv in das Geschehen zur Unterstützung ein.

Aber das ist noch längst nicht alles: Büttenreden, Schautanzgruppen und verschiedene Gardegruppen gehören zur festen Struktur der breit aufgestellten Kulturinstitution des Karnevalsvereins Blau-Weiß Friedrichsthal e.V.. Als Mitglied im VSK sind die Vereinsorganisationen bestens über Friedrichsthal hinaus vernetzt und so sind Kooperationen über die 5. Jahreszeit hinaus sind breit gefächert möglich.

Neben der klassischen Fastnachtssession finden jedes Jahr viele Aktivitäten, wie ein Sommerfest, eine Weihnachtsfeier und ein gemeinsames Sommerzeltlager statt, was die Gemeinschaft, die sich selbst als große Familie sieht, noch mehr verbindet.

Foto: Verein

Auch zu Pandemiezeiten hatte sich der KVBW ein Corona konformes Konzept ausgedacht, um Mitgliedern, Freunden und Faasebozen eine Freude zu bereiten und den Kummer über die ausgefallene Session 2021 zu vertreiben. Es gab in Eigeninitiative liebevoll-gebastelte “Faasendtüten”, die mit närrischen elf Teams “auf dem Ostschacht” verteilt wurden. So konnte der KVBW ein kleines bisschen Faasend in die Friedrichsthaler Haushalte bringen.

Neuigkeiten und Termine

Am 24.11.2021 findet die diesjährige Mitgliederversammlung mit Neuwahlen statt. Hierzu lädt der Verein herzlich alle Mitglieder ein.

2022 werden vorerst keine größereren Veranstaltungen stattfinden können, da 2021 pandemiebedingt Trainings aufgrund von Hallenproblematik,- mit rund 120 aktiven MitgliederInnen und Mitgliedern,- nicht möglich sein konnten. Der Faasendverbund berichtet zeitnah zu Neuigkeiten dieses Themas. Am Sonntag, dem 23.01.2022, wird aber die legendäre Kinderkappensitzung in der Bismarckhalle Friedrichsthal wie gewohnt stattfinden.

Chroniktext zur Vereinshistorie: Reiner Buck. Recherchen: Heinz Geimer und Reiner Buck.

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