Ein Impuls aus christlicher Sicht in Zeiten der Krise – heute mit Gedanken zum Thema Vorschriften unter Corona

Die Tageslosung zum 16. April 2020 – Ein „Impülschen“ von dem Dudweiler Pfarrer Heiko Poersch

Die Tageslosung steht wieder einmal im Propheten Jesaja. Im 5. Kapitel, Vers 21:

„Weh denen, die weise sind in ihren eigenen Augen und halten sich selbst für klug!“

Und der Lehrtext aus dem 1. Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde im griechischen Korinth Kapitel 2, Vers 12:

„Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, damit wir wissen, was uns von Gott geschenkt ist.“ 

Aus gegebenem Anlass aktuelle Gedanken zum Thema Vorschriften unter Corona. Ich denke alle Menschen „guten Willens“ sehen ein, dass zur Verzögerung der Pandemie gewisse Verhaltensänderungen und Abstandsgebote nötig sind. Aber viele Menschen fragen sich auch wie lange diese noch aufrechterhalten werden müssen, was wirklich sinnvoll ist und ob vor lauter Verboten nicht auch unser ganz normaler Menschenverstand entmündigt wird? Bei dem, was gestern verkündet wurde, habe ich den Verdacht, dass wir unser gesamtes Handeln der Vormacht des Marktes unterordnen und gleichzeitig unser soziales Leben über das notwendige Maß hinaus beschnitten wird. Ich frage mich schon, warum ich jetzt wieder shoppen gehen soll, aber gleichzeitig ein Gottesdienst unter Wahrung des Abstandsgebotes verboten bleibt und warum meine Kirchenleitung nicht lauter gegen diese Einschränkung von Artikel 4 unseres Grundgesetzes, die Religionsfreiheit, protestiert.

Bei dem Theologen und Pazifisten Ulrich Schaffer lese ich in seinem Büchlein Grundrechte auf Seite 88f:

Du hast das Recht, zu fragen. Auch die peinlichen Fragen, hinter denen sich der Krebs der Gesellschaft versteckt und entwickelt.

Du darfst fragen wie ein Kind, unbefangen, direkt, ohne Vorbehalte, sehnsüchtig nach Einsicht. Oder du darfst kritisch, forschend und freilegend fragen. Du darfst dich fragen, du darfst die anderen fragen. Keine Frage ist dumm, wenn sie echt gefragt ist und nicht, um den anderen zu fangen.

Unsere Entwicklung ist aufgebaut auf forschenden Fragen und auf der Suche nach letzten Wahrheiten und dem Zusammenhang der Dinge.

Wenn wir uns selbst fragen, betrügen wir uns weniger, wir werden echter und leben nicht in den Illusionen, die wir so gerne aufbauen.

Wenn wir einander fragen, lernen wir uns gegenseitig verstehen und werden weniger richten. Wenn wir fragend in die Welt gehen, wird sie uns mit Einsichten bereichern, die wir sonst nicht gefunden hätten.

Du hast das Recht, echter zu werden, Illusionen abzubauen, zu verstehen, nicht zu richten und weise in den Wegen der Welt zu werden.

Und vielleicht wirst du mit deinem Echtsein andere herausfordern, echter zu werden, und fragend die Strukturen des Todes und der Vernichtung durchbreche

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