Beim “Shopping” zählt Dudweiler nicht zu Saarbrücken

Einkaufswagen (Foto: imageworld24 / pixelio.de)
Einkaufswagen (Foto: imageworld24 / pixelio.de)
Einkaufswagen (Foto: imageworld24 / pixelio.de)

Saarbrücken hat eine tolle neue Webseite samt Smartphone-App für Shopping-Willige an den Start gebracht: Ein Reiseführer durch das “Einkaufsparadies” Saarbrücken, schön geordnet nach Buchhandel, Klamotten, Sportausrüstung oder Lebensmittel. Nur: Dudweiler Geschäfte sucht man dort vergebens.

Gerade erst wurde Dudweiler durch die Abschaffung des Sonderstatus gezwungermaßen näher an die Landeshauptstadt herangerückt – da demonstriert Saarbrücken mit einem neuen Prestigeobjekt, wie viel Wert man dort offenbar auf die Außenbezirke legt: wenig!

Saarbrücken bewirbt ab sofort sein neues Einkaufsportal “einkaufen.saarbruecken.de” – neben der schicken Webseite gab es gleich noch eine Smartphone-App spendiert. Eine schicke, informative Seite, schön geordnet nach “Einkaufsviertel” oder nach Branchen. Wo finde ich Läden, in denen man Kleider shoppen kann? Wo sitzen die Spezialisten für Bücher, Musik und Filme? Wo gibt es Sportausrüstung oder Kosmetikartikel oder Schmuck und Uhren? Oder – ganz wichtig – Lebensmittel? Die Dudweilerer wissen es – all das findet man unter anderem in Dudweiler, einem Stadtteil von Saarbrücken.

Bei der City Marketing Saarbrücker GmbH, einer 51-prozentigen Tochter der Landeshauptstadt, scheint das aber nicht angekommen: Dort kennt man offenbar nur Bahnhofstraße, Kaiserviertel, Mainzer Straße und andere Viertel im Innenstadtbereich. Eine erste Nachfrage bei Geschäftsleuten in Dudweiler hat gezeigt: Sie wurden überrascht von dem neuen Einkaufsportal und nicht gefragt, ob sie gerne daran teilnehmen würden.

Kommentar: So werden Stadtteile vorsätzlich abgehängt

Eigentlich hat sich die Stadt in ihrem Stadtentwicklungskonzept auf die Fahnen geschrieben, auch die Stadtteile zur fördern. “Lebendige Stadtteile sind ein erklärtes Ziel” heißt es unter anderem auf der Internetseite der Stadt – und der Vorsatz wird von den Verantwortlichen auch bei jeder Gelegenheit zitiert. Umgesetzt wird aber das Gegenteil: Mit diesem neuen, aufwendigen und zugegeben sehr ansprechenden Portal wird einmal mehr das Zentrum gestärkt. Die Außenbezirke fallen hinten runter. Sicherlich ist das Dudweiler Zentrum kein Shoppingparadies, zum stundenlangen Flanieren lädt die Fußgängerzone ebenfalls nicht ein. Sicherlich ist es richtig, dass für die Außenwirkung und die Besucher aus dem Umland vor allem die Vorzeigequartiere wichtig sind. Für die “Innenwirkung” ist es aber fatal. Die Signale, die an den Handel in Dudweiler gesandt werden, die ebenfalls zu den städtischen Steuerzahlern gehören, sind nicht gerade positiv. Ein ärgerlicher und vermeidbarer Fehler, der hoffentlich bald korrigiert wird.

Hintergrund

Verantwortlich für das neue Portal ist die City Marketing Saarbrücken GmbH. Sie gehört zu 51 Prozent der Landeshauptstadt, weitere Gesellschafter sind der Verkehrsverein Saarbrücken e.V. und der Verein für Handel und Gewerbe e.V.. Aufsichtsratsvorsitzende ist Oberbürgermeisterin Charlotte Britz.

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