Rathaus-Sturm in Dudweiler – Höhepunkt oder Armutszeugnis?

Erster Ansturm auf die Rathaus-Pforte
Erster Ansturm auf die Rathaus-Pforte

Seit Jahren fest im närrischen Terminkalender verankert, haben sich die Dudweiler Narren auch in diesem Jahr wieder bei strahlendem Sonnenschein vor ihrem Rathaus versammelt und es erfolgreich gestürmt. Ein langgehegte Tradition, die aber viel von ihrem ehemaligen Glanz eingebüßt hat. Eine Ursachenforschung. 

(05.03.2011) Das Rathaus in Dudweiler ist seit Freitag wieder fest in närrischer Hand. Um 18.11 Uhr startete die versammelte Narrenschau seinen Angriff auf Rodermanns Palast. Kurz, knapp, knackig waren die Wortgefechte und am Ende mussten sich die Rathauswachen dem Ansturm der Garden machtlos ergeben. Bei der anschließenden Siegesfeier im Dudweiler Bürgerhaus wurde der grandiose Erfolg mit viel Musik und tollen Schau- und Gardetänzen gebührend gefeiert. 

Die Schattenseiten
Soweit, so gut. Das ist es wohl, was wir als Fastnachts-Aktive am nächsten Morgen in der Zeitung lesen wollen – am liebsten noch garniert mit einem hübschen Bild unseres eigenen Konterfeis. Aber leider gibt es auch die andere Seite, über die gesprochen werden muss: Ein Narrenwurm, der sich nach erfolgreicher Rathauserstürmung durch menschenleere Straßen schlängelt. Ein für den offiziellen Teil zwar noch sehr gut gefülltes Bürgerhaus – aber schon kurz danach sehr dürftig besuchte Vereinsbars. Sicherheitskräfte an allen Eingängen, die bei solch einer Veranstaltung mittlerweile nötig sind. 

Was ist nur aus dem Rathaus-Sturm geworden, früher einer der Höhepunkte im Dudweiler Kalender, bei dem bis spät in die Nacht im Bürgerhaus gefeiert wurde? Einem Termin, der in den Vereinen sicherlich nicht unwichtig war, um die Kassen für das rege Vereinstreben im Jahr zu füllen. 

Wenige Lichtblicke …
Gut, seit der angemietete Sicherheitsdienst alle Eingänge bewacht und sich peinlichst genau an seine Vorschriften hält, gehören die tätlichen Ausschreitungen, die früher an der Tagesordnung waren, der Vergangenheit an. Zusätzlich muss man dem Festausschuss Dudweiler Faasencht auch zu Gute halten, dass er sich um ein ansprechendes Rahmenprogramm bemüht hat, was gerade in diesem Jahr mit Prinzenappell und dem abwechslungsreichen Bühnenprogramm im Bürgerhaus sehr gelungen war. 

Aber das war’s dann auch an positiven Nachrichten. Schon zwanzig Minuten nach Veranstaltungsende hat man in den verschiedenen Vereinsbars vergeblich nach den Menschenmassen gesucht, die zuvor noch den großen Saal bevölkert haben. Pflicht erfüllt – schnell weg! Aber woran liegt es? 

Keine Lust auf gemeinsames Feiern?
Man muss sich deutlich machen, dass der Rathaussturm das einzige Fest im engen Dudweiler Fastnachtskalender ist, an dem alle Vereine die Gelegenheit hätten, einmal gemeinsam zu feiern. Ansonsten kocht jeder sein eigenes Süppchen: Eigene Kappensitzungen, eigene Maskenbälle, eigene Vereinsfeste… nur am Rathaus-Sturm könnten alle zusammen feiern. Aber das tun sie nicht! Können sich die Fastnachter, die doch gerade über ihr gemeinsames Hobby eine engere Bindung zueinander haben sollten, gar nicht leiden. Schmeckt das eigene Süppchen nicht doch viel besser als das Gemeinschafts-Dinner? 

Oder liegt es daran, das der Terminkalender in der fünften Jahreszeit schlichtweg überfrachtet ist: Donnerstags Weiberfasching mit Maskenball oder “Funkenfest”, Freitagmorgen Aufräumen, dann nach Hause, umziehen und Rathaus erstürmen. Aber bitte am nächsten Morgen wieder fit sein, schließlich will das Rathaus unserer Landeshauptstadt auch erstürmt werden. Mit Ruhe ist danach immer noch nichts. Der nächste Maskenball oder die Kostümsitzung am Abend warten schon. Und Sonntag geht es erst richtig los: Umzug durch Dudweiler bei hoffentlich schönem Wetter – in dem Zusammenhang: Die Wagen müssen ja auch noch irgendwann geschmückt werden. Last, but not least: Der Rosenmontag. Jetzt noch einmal Zähne zusammenbeißen und alles geben beim Feiern… 

Ausdauer-Sportler mögen sich auf diesen Fastnachts-MARATHON freuen, aber wird es dem Normalsterblichen nicht zu viel? Ist er gezwungen, Prioritäten zu setzen, die dann eben nicht auf dem gemeinsamen Feiern liegen? Oder sind es doch die fehlenden Sympathien für andersfarbig Gekleidete, die zur schlagartigen Massenflucht vieler “Berufsfastnachter” nach Programmende führt. 

Ursachen-Forschung tut not
Die Antwort liegt – wie so oft – wahrscheinlich irgendwo in der Mitte. Aber daran, liebe Dudweiler Fastnachter, sollten und müssen wir arbeiten. Und wenn wir dann einmal gemerkt haben, wie viel Spaß “Gemeinsam-Feiern” machen kann, finden sich bestimmt noch weitere Betätigungsfehler für das neue Gemeinschaftsgefühl. Man denke nur an das nicht-stattfindende Dudo-Fest. Aber das ist im Moment (noch) eine andere Baustelle… (Thomas Braun) 

Wie immer sind Ihre Kommentare willkommen. Sehen Sie es ähnlich, oder haben Sie eine ganz andere Meinung. Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion am Ende des Artikels.

Bildergalerie vom Rathaus-Sturm

Related posts

2 Thoughts to “Rathaus-Sturm in Dudweiler – Höhepunkt oder Armutszeugnis?”

  1. Ulrich Jaeckels

    Lieber Thomas,
    liebe Freunde der Dudweiler Fastnacht,

    sicher hast du recht, wenn du feststellst, dass die “drei tollen Tage” vom Donnerstag bis Aschermittwoch für die “Profi-Faasebootze” eine sehr anstrengende Zeit sind, die alle Kraftreserven fordert und manchen an die Grenzen der körperlichen, geistigen und sozialen/familiären Belastbarkeit führt – und darüber hinaus. Da ist sicher zu überlegen, wie Vereine damit umgehen. Mit immer weniger Engagierte müssen/wollen ihr Liebgewordenes erhalten bzw. traditionelles weiterentwickeln. Es bleibt viel an Wenigen hängen. Vereinsleitungen sind hier gefordert den Helfer-Pool auszubauen und Neuen Aufgaben zu übertragen um die Fastnacht auf mehr Schultern zu verteilen. Aber woher die Schultern nehmen? Vereinsmüdigkeit sei hier Stichwort.
    Meines Erachtens können wir Faasebootze in Dudweiler auf ein großes Stück gelungener Zusammenarbeit schauen, das – in diesem Jahr merklich – seine Früchte trägt. Benefizgala und Sessionseröffnung im November, Übergabeverhandlung und Rathaussturm sowie Faasenachtsumzug (nicht Fasching-…!!!) sind gemeinsame Veranstaltungen der sechs Vereine. Hinzu kommt die Kinder- und Jugendkappensitzung des Heimat- und Kulturverein, die ohne die Beiträge der befreundeten Vereine nicht zu Stande käme. Am Rosenmontag schließlich stellen die 6 Vereine das Programm der Seniorenfastnacht zusammen. Sogar der Sitzungspräsident wird un uns gestellt.
    Die “Überfrachtung” des Kalenders mit Gemeinschaftsveranstaltungen oder dass wir zu wenige hätten, kann ich nicht feststellen.
    Es ist und bleibt das Problem, dass vielleicht die eigenen Veranstaltungen von den Akteuren und Mitgliedern zu viel abverlangt. Fetter Donnerstag, Masken- und Kostümbälle, Wagenbau, bis zu drei Umzüge von Sonntag bis Dienstag, Kindermaskenbälle, Närrisches Treiben und Fastnachtsbeerdigung/Herringsessen verlangen viel von Mensch und Material.
    Wollen wir zu viel? Bleibt bei dem Streß der Spaß auf der Strecke? Wieviel Faasenacht kann ein Karnevalist vertragen? Wie können wir unseren Veranstaltungskalender gestalten, um die Menschen auf, hinter und vor der Bühne anzusprechen? Verlangen wir von “unseren” Gästen zu viel – Ausgehen kostet schließlich auch Geld? Ist es möglich bereits frühzeitig Vorbereitungen zu treffen? Alles Organisationsfrage?
    Letztlich ist die Frage die: Was können und wollen wir (Vereinsleitungen) unseren Gästen und vor allem den Aktiven zumuten? Wir (Vereinsleitungen) haben auch Fürsorgepflichten gegenüber den Aktiven. Es spiegelt sich in der Anzahl der ehrenamtlichen Helfer wieder, wir wir mit ihnen umgehen. Hier rechnet sich, dass weniger mehr sein kann.

    Die Freundschaft der Dudweiler Karnevalsvereine ist gut und wächst stetig. Sie helfen einander und stehen zueinnander. Ausbaufähig bleibt sie dennoch. Das schöne an der Dudweiler Faasenacht ist, dass die sechs Vereine nicht in Konkurenz einander gegenüber stehen. Jeder Verein hat seine (auch gemeinsame) Mitglieder, seine Aktive und seine eigenen Gäste, seinen Stil und seine eigene Identität und Geschichte. Niemand nimmt dem Anderen etwas weg.

    Der Dudweiler Faasenacht, am Rosenmontag 2011, ein dreifach kräftiges Alleh hopp! Alleh hopp! Alleh hopp!

    Ulrich Jäckels
    Schriftführer Festausschuss Dudweiler Faasenacht
    2. Vorsitzender Heimat- und Kulturverein Dudweiler-Nord


  2. Thomas Braun

    Es ist schön, auch einen anderen Blickwinkel auf das Fastnachtstreiben zu gewinnen – und ich hoffe, dass es noch ein paar mehr werden. Ich stimme Ulrich zu, dass es durchaus vielversprechende Ansätze gibt – aber längst sind noch nicht alle Missstände ausgeräumt. Das beginnt teilweise schon innerhalb der Vereine und strahlt von dort auch auf die gemeinsamen Veranstaltungen aus…

Comments are closed.