Dudweiler Relikte Folge 26 – Februar 2019 – diesmal zu Faasenacht

 

Zu 30 Jahre Erstveröffentlichung der Dudweiler Geschichtswerkstatt

(Gastbeitrag H. Sauer) Kindermaskenumzug Dudweiler – Erstmals vor 55 Jahren

Erinnerung an die Initialzündung des Dudweiler Fastnachtsumzuges am Fastnachtssonntag

Beim Aufräumen ist beim Autor dieses Dudweiler Faasenachts-Relikt aufgetaucht:

Eine Plakette in Form eines rosafarbenen Wappenschildes aus Kunststoff mit einer Nadelspange zum Anheften auf der Rückseite.

Leider ist sie z. T. im linken Bereich nur noch schwer lesbar. Dort beginnt aber eindeutig das Wort „KINDERMASKENUMZUG“, mit dem halbkreisartig ein Abbild des Dudweiler Rathauses – der Rathausturm bekrönt von einer Narrenkappe – und mit dem waagerecht darunter angebrachten Schriftzug „DUDWEILER KARNEVAL“ – jeweils in Goldton gehalten – nach unten abgeschlossen werden.

Diese Plakette hat eine Vorgeschichte.

Bis Ende der 1950er Jahre lief auch in Dudweiler ein Rosenmontagszug durch den Ort. Das ist dem Autor selbst noch in Erinnerung und wird durch die nachfolgend wiedergegebene kurze Meldung in der lokalen Monatszeitung „Dudweiler im Spiegel“ (DiS) vom Februar 1960 bestätigt:

Vgl. DiS, Jhrg. 4, Nr. 30, Februar 1960, S. 10

Ungeachtet des ironisch-kritischen Untertones der Meldung war das Unternehmen „Rosenmontagszug“ in Dudweiler damit passé. Die Dudweilerer Narren besuchten also den Rosenmontagszug in Saarbrücken, der damals u. a. noch durch die Bahnhofstraße und über den St. Johanner Markt führte. Ein solcher Besuch hat sich in der Erinnerung des Autors dadurch festgesetzt, dass er mit seinem Vater und anderen Zuschauern, an der Engstelle vor der Einmündung der Bahnhofstraße in den St. Johanner Markt stehend, von einem Reiter des Vorauskommandos der berittenen Polizei regelrecht an die Hauswand gedrängt worden ist – eine unangenehme Erfahrung.

Auch in den Jahren 1961 und 1963 fand in Dudweiler kein Umzug statt; 1962 viel die Faasenacht im Saarland wegen des Grubenunglücks auf der Grube Luisenthal am 07.02.1962 ganz aus. Erst 1964 änderte sich die Situation, wie der nachfolgende Textausschnitt aus „Dudweiler im Spiegel“ belegt:

Vgl. DiS, Jhrg. 7, Nr. 85, 24.01.1964, S. 5

Leider ist der nachfolgenden Ausgabe der Monatszeitung kein Bericht über den ersten „Kinderumzug“ unter dem Patronat des Spielmannszuges des Allgemeinen Turnverein Dudweiler (ATVD) zu entnehmen. Fakt ist aber, wie Teilnehmer berichten, dass der Umzug vom Jahnsportplatz aus durch Hofweg und Gartenstraße zum Rathaus und dann weiter zum ehemaligen Evangelischen Gemeindehaus am Neuhauser Weg (dort heute das Alten- und Pflegeheim Elisabeth), dass dem ATVD z. T. als Turnerheim vermietet war, gezogen ist.

Damit hat vor jetzt 55 Jahren – und damit einer närrischen Anzahl an Jahren – die Tradtion eines Fassenachtsumzugs in Dudweiler, jetzt am Fastnachtssonntag, wieder Einzug gehalten hat. Initiator war Otto Wunn, der Spielmannszug stand unter Leitung von Hans Thielen (im Turnverein „de Vadda“).

Hier ein Foto des Spielmannszuges (aus der Sammlung von Stefanie Lux geb. Brückner – erste Reihe 3. v. links) mit Otto Wunn (ganz links stehend):

Ebenfalls aus der Sammlung von Steffi Lux (Kopps Haus; Hans Thielen direkt hinter der kleinen Gardistin stehend) stammt obiges Foto, dass den Spielmannszug (vermutlich 1965) in Weißclown-Kostümen, natürlich rot abgesetzt in den Farben des Turnvereins, zeigt. Nach der Erinnerung von Günter Hary (3. von rechts) hatte Otto Wunn die Schminkfarbe besorgt. Die stellte sich als so haltbar heraus, dass er sie danach nur noch mit „Ata“ (dem damals verbreiteten, leicht körnigen Haushalts-Scheuermittel) aus dem Gesicht entfernen konnte.

Auch zu der Faasenacht 1965 ist der Umzug unter Federführung des ATVD-Spielmannszuges gelaufen. Ein örtlicher Zeitungsbericht dazu war indes nicht aufzufinden.

Die erfolgreiche Initiative veranlasste aber verschiedene örtliche Vereine, am 12.12.1966 im städtischen Sitzungssaal den „Festausschuß Dudweiler Karneval“ zu gründen und einen “Kindermaskenumzug” durchzuführen. Einzelheiten können im nachstehenden Zeitungsausriss nachgelesen werden:

DiS, Jhrg. 10, Nr. 118, S. 2, 14.12.1966

Die nächste Sitzung der Dudweiler Narren fand dann im damaligen Gasthaus Raab in der Büchelstraße, das zurückstehende Haus am Spielplatz mit der Wirtshausaufschrift „Zum alten Büchel“, statt. Dort wurde auch die Idee zur Herausgabe einer Plakette geboren, um über deren Verkauf einen Beitrag zur Finanzierung des Umzuges zu generieren. Zu deren Konzeption wollte man die Schulen ansprechen. Die Frage, ob dieses Projekt verwirklicht und eine Plakette zum Verkauf gestanden hat, war bislang nicht zu klären. Daher ist nicht sicher, ob die oben abgebildete Plakette aus dem Fahr 1964 stammt.

Im nachstehenden Artikel aus dem DiS mit den Einzelheiten der Planung dieses ersten Kindermaskenumzuges des neu ins Leben gerufenen Festausschusses werden von den Karnevalsvereinen die „Kulturgemeinschaft Pfaffenkopf“ und die „Grüne Nelke“ ausdrücklich erwähnt. Auch geht daraus hervor, dass erstmals auch ein Kinderprinzenpaar gestellt worden ist, nämlich vom Allgemeinen Turnverein Dudweiler.

DiS, Jhrg. 11, Nr. 119, Neujahr 1967, S. 6

Der Umzug und die abschließende Rathauserstürmung, bei der bis in die Nacht in (fast) allen Büroräumen des Dudweiler Rathauses intensiv gefeiert worden ist – am Ende watete man im Treppenhaus des Rathauses regelrecht in einem Teppich von Konfetti und Luftschlangen – waren ein voller Erfolg, wie aus dem nachfolgenden Artikel des DiS hervorgeht.

DiS, Jhrg. 11, Nr. 120, 16.02.1967, S. 5

Im Jahr 1969 titelte DiS auf der Titelseite: „Kindermaskenumzug größer als je zuvor – 25 Festwagen – sechs Kapellen“. Dem Bericht ist die Abbildung einer weiteren Umzugsplakette beigefügt, die für 50 Pfennig verkauft worden ist.

DiS, 13. Jhrg., Nr. 144, 06.02.1969, S. 1

Einem weiteren Artikel auf dieser Seite der Zeitung ist zu entnehmen, das im Jahr 1969 erstmals der Rathaussturm auf den Freitag vor Fastnacht vorverlegt und damit vom Umzug abgekoppelt worden ist.

Der 1964 ursprünglich von dem Spielmannszug eines Sportvereins initiierte “Kinderumzug” bzw. „Kindermaskenumzug“ ging später über in den seitdem in ununterbrochener Folge stattfindenden Dudweiler Fastnachtsumzug. Die 1967 aufgenommene Tradition der Kinderprinzenpaare hat sich bis heute in gleicher Weise erhalten.

Die kleine Plakette erinnert, auch wenn sie selbst möglicherweise nicht aus dem Jahr 1964 stammt, an die Wiederaufnahme der Faasenachts-Umzüge in Dudweiler vor 55 Jahren – ein närrisches Jubiläum.

Abschließend zwei Fotos des Autors vom Umzug 1968:

         

Das untere Foto zeigt den „Motowagen“ der Evangelischen Laienspielgruppe Dudweiler beim Umzug in der Saarbrücker Straße in Höhe von Augenoptik Zapp – auf dem Pritschenwagen der Installations- und Heizungsbaufirma Resch, am Steuer Rolf Resch, ein närrischer Brunnen in Anspielung auf den zur Stadtwerdung versprochenen neuen Stadtbrunnen („Nääzreelje“), der damals schon Jahre auf sich warten ließ. Den kühnen Hunde-Aufbau auf dem Peugeot 403 (wäre heute wohl keinesfalls mehr zulässig), der auf dem oberen Foto zu sehen ist, führte der Boxerhundeverein durch die Straßen.

Hierzu sachkundige Kommentare oder ergänzende Informationen zu erhalten, ist ausdrücklich erwünscht – entweder über Dudweiler Blog oder zur E-Mail-Adresse: dudweiler977@dudweiler-geschichtswerkstatt.de

In einer kurz erläuterten Bilderfolge im Dudweiler Blog erinnert die Dudweiler Geschichtswerkstatt (DGW) an einzelne in seinen Sammlungen und im Ortsbild des Stadtbezirks Dudweiler vorhandene Objekte und versucht solche „Kleindenkmale“ und Erinnerungsstücke zu dokumentieren. Dudweiler Blog hat berichtet.

Die Dudweiler Geschichtswerkstatt ist eine Arbeitsgemeinschaft der Volkshochschule des Regionalverbandes Saarbrücken – VHS in Dudweiler, die jedermann zur Mitarbeit offen

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