Zu 30 Jahre Dudweiler Geschichtswerkstatt: Dudweiler Relikte Folge 11 – Juli 2018 – Oberleitungsrosetten in der Saarbrücker Straße und mehr

(Gastbeitrag) Zu 30 Jahre Dudweiler Geschichtswerkstatt: Oberleitungsrosetten als Relikte der früheren Straßenbahn durch Dudweiler

In einer kurz erläuterten Bilderfolge im Dudweiler Blog erinnert die Dudweiler Geschichtswerkstatt (DGW) an einzelne in seinen Sammlungen und im Ortsbild des Stadtbezirks Dudweiler vorhandener Objekte und versucht solche „Kleindenkmale“ und Erinnerungsstücke zu dokumentieren. Dudweiler Blog hat berichtet.

Hierzu sachkundige Kommentare oder ergänzende Informationen zu erhalten, ist dabei ausdrücklich erwünscht – entweder über Dudweiler Blog oder zur E-Mail-Adresse: dudweiler977@dudweiler-geschichtswerkstatt.de

Unscheinbare Dudweiler Relikte erinnern an den früheren Straßenbahnverkehr

An die Straßenbahn durch Dudweiler zu erinnern, passt zu der nahezu zeitgleich zu diesem Artikel von Dudweiler Blog veröffentlichten Pressemitteilung der Saarbahn GmbH, mit der diese dringend Busfahrer*innen sucht. Ehemals war es die Straßenbahnen im Saartal GmbH, die, neben der vorwiegend dem Fernverkehr dienenden, 1852 hier in Betrieb genommenen Eisenbahn, den sog. Öffentlichen Personennahverkehr seit 1901 bis 1957 von Saarbrücken über Dudweiler und Sulzbach bis nach Friedrichsthal mit einer Straßenbahn angeboten hat. Die erste Bahn der Linie 6 fuhr am 16.11.1901, die letzte Bahn am 10.05.1959.

Da die eingleisig geführte Straßenbahn elektrisch betrieben worden ist, war der von ihr genutzte Weg durch das Sulzbachtal neben den Gleisen auch an der erforderlichen Oberleitung mit ihren typischen Masten erkennbar. In den eng bebauten innerörtlichen Durchfahrten der Ortsmitten konnte auf Masten verzichtet werden und wurde die Oberleitung überwiegend an den Hauswänden der dort hohen Häuserfronten befestigt. Dazu dienten etwa stabile Haken, die dem Zeitgeist der sog. Gründerjahre entsprechend, mit Zierblechen versehen worden sind. Solche Rosetten finden sich auch heute noch an vielen Hauswänden in der Saarbrücker Straße in Dudweiler etwa in Höhe der ersten Etage.

   

Diese Wandhaken sind nicht zu verwechseln mit den zuhauf – und das auch in Straßen, durch die die historische Straßenbahntrasse nicht verlaufen ist – an Hauswänden anzutreffenden einfachen Haken der früheren Aufhängung und Verdrahtung der Straßenbeleuchtung über den innerörtlichen Straßen, die z. T. auch heute noch dazu genutzt werden..

Zur Technik der Oberleitungen und zu historischen Oberleitungsrosetten bzw. Wandrosetten anderer Städte vgl. die entsprechenden Wikipedia-Artikel.

Bei dem Abbau der Oberleitungen zu Ende der 1950er Jahre wurde zumeist darauf verzichtet, diese tief im Mauerwerk verankerten Aufhängevorrichtungen zu entfernen, um die Hauswände nicht zu schädigen. Auch wenn sie zum Teil überstrichen sind, zeugen sie daher auch heute noch von dem ehemaligen Straßenbahnbetrieb.

Besonders auffallend ist die alte Aufhängevorrichtung an der Fassade über der Apotheke Klein am Markt, weil sie an der Straßenecke eine Abspannung der Oberleitung nach zwei Seiten halten musste und die Straßenbahn hier wegen der zentralen Haltestelle am Markt zweigleisig verlaufen ist. Unmittelbar in der Nähe ist an der Fassade des Hauses mit dem Uhren- und Schmuckfachgeschäft Lorenz-Pitz ist – von der Seite zur Scheidter Straße aus sichtbar – zudem ganz ober noch ein kleines Rad erkennbar, dass ebenfalls Teil der Oberleitung gewesen sein dürfte und ein Drahtseil mit Gewichten zur Regulierung des Spanndrahtes geführt haben dürfte. Vielleicht weiß jemand Näheres darüber oder besitzt sogar ein Foto der Vorrichtung.

  

 

Da die Strecke eingleisig ausgelegt war, mussten Weichen und Ausweichstellen errichtet werden, an denen sich die Wagenzüge begegnen und einander ausweichen konnten. Der Rest einer solchen zweigleisigen und außerörtlichen Ausweichstelle ist heute noch in der Sulzbachtalstraße gegenüber der Ausfahrt des Kuntzler/EDEKA-Marktes bzw des sich daran anschließenden Fitness-Studios am Hang unterhalb des Brennender Berg – Stadions als gepflasterte Bucht zu bemerken, die dort keine unmittelbar erkennbare und beabsichtigte Funktion mehr hat. Offensichtlich ist der alte Pflasterbelag um die kurze Ausweichschienenstrecke nach Entfernen der Schienen belassen worden.

In Jägersfreude erinnern die Gebäude des Netto-Marktes in der Hauptstraße direkt neben der alten Grenze zu Dudweiler jedenfalls nach Lage und in der architektonischen Ausgestaltung des Baukörpers in etwa an das früher an dieser Stelle befindliche Straßenbahndepot.

Alle Fotos: Helmut Sauer

Literatur mit weiteren Fotos zur Geschichte von Straßenbahn- und Eisenbahnverkehr in Dudweiler sowie zur Hauptstraße, Saarbrücker Straße und Sulzbachtalstraße:

Arend, Werner, Die Saarbrücker Eisenbahn und ihre Vorgeschichte, in Historische Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt, Band 4, 1996, S. 44 ff.;

Arend, Werner, Die Entwicklung des Straßenbahnverkehrs im Sulzbachtal (Die Linien 6, 8 und 9), in Historische Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt, Band 5, 1998, S. 57 ff.;

Meier, Friedel, Markante Häuser in der… und ihre Geschichte (1), in Historische Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt, Band 1, 1989, S. 53;

Meier, Friedel, Markante Häuser in der Saarbrücker Straße und ihre Geschichte (2), in Historische Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt, Band 3 (1994), S. 57;

Jakobs/Sauer/Wahl, Hrsg. Dudweiler Geschichtswerkstatt, Dudweiler Straßenlexikon, 2017

Die Dudweiler Geschichtswerkstatt ist eine Arbeitsgemeinschaft der Volkshochschule des Regionalverbandes Saarbrücken – VHS in Dudweiler, die jedermann zur Mitarbeit offen steht. Weitere Informationen und Hinweise zu den Publikationen unter: www.dudweiler-geschichtswerkstatt.de

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