Viel zu tun für “KIEZ am Anger” – ein Kommentar

Blick ins Bürgerhaus Dudweiler
Blick ins Bürgerhaus Dudweiler
Dieser Raum links im Bürgerhaus sorgt für Diskussionen: Für das KIEZ-Projekt soll er als Gruppenraum genutzt werden. Wird er künftig den Vereinen dennoch für ihre Veranstaltungen zur Verfügung stehen?

Die Tinte unter dem Vertrag für “KIEZ am Anger” ist trocken: Lange hat Dudweiler trotz der prekären Lage im Zentrum auf solch ein Projekt warten müssen. Es kann und darf aber nur der erste Schritt hin zu einem vollwertigen Gemeinwesenprojekt sein. Ob das Bürgerhaus der richtige Ort für solch ein Projekt ist, darf diskutiert – auf jeden Fall muss aber eine Lösung für die sich anbahnende Raumproblematik gefunden werden.

Ein Kommentar von Thomas Braun

Ein extrem hoher Anteil von Hartz-IV-Beziehern, Kinder, die an der Armutsgrenze leben und eine wachsende Zahl von Menschen ohne Perspektive: Dudweiler-Mitte ist ein sozialer Brennpunkt und ein dem entgegenwirkendes Sozialprojekt war längst überfällig. Nun ist der Vertrag unterzeichnet, das Projekt kann starten – im Fokus zunächst Kinder und Eltern. Ihnen zu helfen, ist wichtig, aber andere Alters- und Bevölkerungsschichten dürfen nicht außen vor bleiben, deshalb kann und darf das Kinder- und Elternbildungszentrum nur ein Anfang sein hin zu einem vollwertigen Gemeinwesenprojekt, wie es in anderen Saarbrücker Stadtteilen längst etabliert ist. Aber die Kooperationspartner stellen ja in Aussicht, dass hier noch mehr folgen soll – die Dudweilerer müssen dann nur darauf achten, sie auch beim Wort zu nehmen.

Apropos “beim Wort nehmen” – das wird für manche Vereine in den kommenden Wochen und Monaten wichtig. Denn für das Projekt sind künftig zahlreiche Räume im Bürgerhaus reserviert, die zuvor von den Vereinen für ihre Veranstaltungen genutzt werden konnten. Die Stadt sieht hier jedoch keine Probleme und hat auf unsere Anfrage zugesagt, dass die betroffenen Räume auch für Großveranstaltungen weiter genutzt werden können. Insofern kann es sich beispielsweise bei der Absage an die Nelke für ihr Tanzturnier und die Karnevalsveranstaltungen also nur um ein Versehen gehandelt haben.

Bürgerhaus-Terrasse
Auch der Außenbereich am Anger soll in das Projekt miteinbezogen werden

Zentrale Lage, keine Miete … aber wirklich geeignet?

Generell darf sicherlich in Frage gestellt werden, ob das Bürgerhaus mit seinen vielen, steilen Treppen, der kühlen, harten Fliesenoptik und den “Glaskästen-Räumen” der richtige Ort für solch ein Kinderprojekt ist. Aber auch hier soll ja noch was passieren, indem die Räume teilweise umgebaut, untereinander verbunden und etwas abgeschottet werden. Wir sind auf jeden Fall gespannt auf das Ergebnis. Zumindest die zentrale Lage und der schöne Außenbereich sprechen für die Ortswahl – außerdem bleibt es für die Stadt vergleichsweise kostenneutral, da keine externen Räume angemietet werden müssen.

KIEZ-Bedenken kommen bei Parteien nicht an

Was negativ hängen bleibt, ist die Reaktion der Parteien auf die möglichen Bedenken und befürchteten negativen Auswirkungen auf die Vereine. Keine der von uns angesprochenen Parteien – quer durch alle politischen Lager – war sich der möglichen Problematik bewusst, oder sie wurde gezielt ausgeblendet, wie einzelne Kommentare von Parteivertretern zu unserer Berichterstattung zeigten. Ebenso unnötig war aber auch die Pressemitteilung einer noch nicht im Stadt- oder Bezirksrat vertretenen Partei, die sich einfach mal über die Situation empörte, ohne die Hintergründe zu kennen, und gleich das ganze Projekt KIEZ am Anger in Frage stellte.

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6 Thoughts to “Viel zu tun für “KIEZ am Anger” – ein Kommentar”

  1. Mirko Welsch

    Warum wird hier die berechtigte Kritik der AfD von der Redaktion bewusst ausgeklammert? Objektive Berichterstattung sieht für mich anders aus.

    1. Thomas Braun

      Einen Tag vor der Wahl halten wir uns mit unnötigem Wahlkampfgetöse zurück, haben deshalb in unserem Kommentar auch bewusst keine Parteien erwähnt – weder positiv noch negativ. DAS verstehen WIR unter seriöser und objektiverBerichterstattung!

  2. Mirko Welsch

    Für mich sieht es vielmehr so aus, wie auch bei der Kritik an den Saufgelagen der Turmschule (von der SZ zweimal aufgegriffen), dass Sie die AfD aus Solidarität zur FDP bewusst unter den Tisch kehren. Von einer überparteilichen und seriösen Berichterstattung wirken Sie sehr weit entfernt.

    1. Thomas Braun

      Sehr geehrter Herr Welsch, es ehrt mich, dass sie mein Projekt Dudweiler-Blog, dass ich in meiner Freizeit mit einigen wenigen Freunden betreibe, so wertig einschätzen, dass Sie uns tatsächlich mit der SZ vergleichen. Aber sie vergessen, dass dort Redakteure sitzen, die dafür bezahlt werden, interessante Themen aufzugreifen, während wir nur dass umsetzen können, was wir in unserer Freizeit recherchiert bekommen. Deshalb müssen Themen auch mal unter den Tisch fallen. Aber eigentlich hatte ich Ihnen das schon einmal geschrieben.

      Nun zum Vorwurf der Parteilichkeit: Grundsätzlich sind wir dafür, dass Dudweiler es verdient hat, von möglichst engagierten, gut informierten und intelligenten Personen vertreten zu werden – und dass das Parteibuch insbesondere in der Kommunalpolitik keine Rolle spielen sollte. Insofern haben ALLE Parteien, die fähige Leute ins Rennen schicken, unsere Unterstützung.

      Nun zu der angeblich unterschlagenen, wichtigen Meinungsmeldung ihrer Partei zum KIEZ am Anger: Sie verbreiten darin unnötig Panik, ohne neue Fakten zu nennen. Sie versuchen das Projekt KIEZ am Anger im Gesamten schlecht zu reden und sagen, dass Geld wäre für die Sanierung des Lehrschwimmbeckens besser genutzt. Das ist Populismus und schlichtweg unseriös: Denn die Albert-Schweitzer-Schule ist eine städtische Angelegenheit, das KIEZ-Projekt wird aber vom Regionalverband finanziert. Selbst wenn dieses Projekt abgesagt würde, könnte das Geld nicht einfach umgeschichtet werden. Als Kommunalpolitiker sollte man die Zuständigkeiten von Stadt und Kreis eigentlich unterscheiden können.

  3. Mirko Welsch

    Was Sie als unseriös empfinden muss nicht Position der Dudweilerer sein. Mit Ihrer eigenen Parteilichkeit verhindern Sie bewusst eine freie Meinungsbildung im Stadtteil.

    Wir verbreiten keine Panik sondern nennen Missstände. Dinge, die Sie nicht sehen wollen. Wie auch bereits beim “geschobenen Brot”. Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Fakt ist, dass es preiswert viel besser geht und dass die Stadt selbst 26.000 Euro davon bezahlt. Das aber unterschlagen Sie. Bewusst?

    1. Es ist eine Frechheit, hier die Autoren des Dudweiler-Blogs anzugreifen nicht neutral zu sein, nur weil keine Werbung für die eigene Partei betrieben wird.

      Hier im Artikel geht es um Kritikpunkte am Projekt, wie die Ängste der Vereine oder die Eignung des Gebäudes, nicht darum ob man es auch günstiger machen könnte oder um Ihre Profilierung.

      Es wird auch nicht als unseriös “gehalten”, Falschaussagen zu verbreiten, es IST unseriös und geht gegen die Journalistenehre. Eigentlich sollte es auch für einen Politiker klar sein, dass das Verbreiten von Lügen ein No-Go ist, was Sie jedoch offensichtlich anders sehen. Wenn die Position der Menschen so aussieht wie Sie es sagen, dann weil sie von Populisten wie Ihnen desinformiert sind.

      Unfassbar.

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