Spielhallenflut wird eingedämmt – aber nicht stark genug

Auch in Dudweiler waren sie wie Pilze aus dem Boden geschossen: Spielhallen und Spielcasinos. Anzugspunkt für Glücksspieler – aber auch Diebe und Einbrecher – sind sie vielen Anwohnern ein Dorn im Auge. Vergangene Woche hat der saarländische Landtag ein neues Gesetz verabschiedet, mit dem die Glücksspielflut eingedämmt werden soll. Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz geht die Regelung aber nicht weit genug.

„Es ist gut, dass das Land ein solches Gesetz jetzt beschlossen hat. Leider bleiben die Regeln aber etwas halbherzig“, sagte Britz. Die Regeln, mit denen das Gesetz dann doch eigene Akzente setzt, hätten laut Britz schärfer ausfallen können und müssen. Beispiel Sperrzeit: „Wenn das Gesetz die Sucht bekämpfen soll, wieso erlaubt es dann, dass von 10 Uhr morgens bis 4 Uhr nachts gespielt werden kann?“, fragt Oberbürgermeisterin Britz.

Glückspielsucht sei ein ernstzunehmendes Problem. „Es geht um Menschen und ihre Existenzen. Viele Menschen ruinieren sich mit dem Spiel, ihre Familien brechen an Verarmung und Verschuldung auseinander“, sagte Britz. Für die Oberbürgermeisterin liegt der Zusammenhang auf der Hand: „Steigt die Zahl der Spielhallen, so steigt auch die Zahl der Glückspielsüchtigen. Gegen die Entwicklung muss etwas getan werden. Ein Gesetz, das Süchtigen erlaubt 18 Stunden am Stück zu spielen, geht nicht weit genug.“

Dass man durchaus härter gegen private Spielhallen vorgehen kann, zeige ein Blick ins Nachbarland: „Das Beispiel Frankreich zeigt, dass Staaten europarechtskonform private neue Spielhallen gar nicht zulassen“, sagte Britz. Es gehe also auch ganz ohne neue private Spielhallen, die sich selbst häufig irreführend „Casinos“ nennen. „Ein Anfang wäre es zumindest, die Betreiber dazu zu verpflichten, auf verharmlosende Namen zu verzichten. Sie sollten eindeutig Spielhallen heißen“, sagte Britz.

Aber auch städtebaulich hätten die Spielhallen eine verheerende Wirkung. „Wer eröffnet seine Arztpraxis oder bezieht seine Büroräume in direkter Nachbarschaft von Spielhallen? Die Hallen haben negative Auswirkungen auf die Stadtentwicklung“, sagte Britz. Die Bündelung der Zuständigkeit beim Landesverwaltungsamt könne für kleine Gemeinden sinnvoll sein. „Die Landehauptstadt braucht im Umgang mit Spielhallen mehr eigene Entscheidungsbefugnisse, um negativen Effekten vorzubeugen“, sagte Britz. In Stadtteilen mit vielen Spielhallen gingen Qualität und Vielfalt im Handel und bei Geschäften zurück. Reiht sich eine Spielhalle an die nächste, schreckt das Investoren ab. Einzelhandel und Dienstleister werden verdrängt.

Mehr zu den Regelungen beim neuen Spielhallengesetz bei SR-online.de
http://www.sr-online.de/nachrichten/740/1438383.html

Diskutiert mit: Haben wir zu viele Spielcasinos in Dudweiler? Sind die Regelungen des neuen Gesetzes ausreichend oder hätte es schärfer ausfallen müssen? Oder hätten wir solch ein Gesetz gar nicht gebraucht? Uns interessiert Eure Meinung!

 

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